Tour-Postkarte mit "Fieberkurve"
Graphik: Tourverlauf Rhône-Alpes, Start und Ziel Annecy
Das Ziel
In der Region Rhône-Alpes, Frankreichs landschaftlich reizvollem Gebiet zwischen Grenoble, Genfer See und der Grenze zu Italien liegen zahlreiche, aus der Tour de France bekannte Alpenpässe. Klangvolle Namen wie Cormet de Roselend, Col d´Iseran, Col du Galibier und Col de la Croix de Fer lassen das Herz eines jeden Rennradlers höher schlagen.Das Wetter
Das Wetter erschien reichlich durchwachsen, wobei der Eindruck der Kälte über die Nässe dominierte. Rückblickend allerdings kann man durchaus "gutes Radlwetter" attestieren, denn jeden Tag so eine Hitze, wie wir sie beim Anstieg nach Alpe d'Huez erlebt haben, wäre ganz schön an die Substanz gegangen.Der Sport
Die Franzosen wissen schon, was sie an dieser Region haben und pflegen dieses Image nicht zu unrecht über die Tour de France Maschinerie. Entsprechend viele Gleichgesinnte sind auch jeden Tag unterwegs. Für uns war es eine anspruchsvolle und zugleich begeisternde Woche. 720 km und 15000 Höhenmeter wollen gefahren sein - ohne Panne, das freut besonders.Start- und Zielort Annecy
Annecy, zurecht mit dem Attribut "Venedig Savoyens" vesehen, hat uns mit seiner mediterranen Atmosphäre gleich in seinen Bann gezogen. Mit seinen vielen Wasserläufen, malerischen Brücken und Bilderbuchmotiven weiß sich der Ort auch ansprechend zu präsentieren. Der Geruch nach Käsefondue, der allabendlich aus den unzähligen Lokalen strömt und die autofreie Innenstadt durchzieht, bringt die Lage mitten in den Bergen in Erinnerung.Fazit
Das Wesen der Tour sind die sportlichen Höhepunkte und die sind über jeden Zweifel erhaben. Bis auf wenige Ausnahmen bleibt das Kulinarische und die Herzlichkeit der Bevölkerung hinter den Touren im Veneto und Friaul zurück. Das Frühstück war insgesamt besser als erwartet und auch einige Abendmenues konnten begeistern, doch über den angebotenen Kaffee breiten wir lieber den Mantel des Schweigens.Wenn man Annecy, als Perle dieser Region ausnimmt, war die Meinung, dass es reicht, einmal hier gewesen zu sein.
Die Etappen
1 - Vom Lac d‘Annecy in die Tarantaise (104 km) >>
Annecy -
Col de Forclaz -
Cormet de Roselend -
Bourg-St.-Maurice
2 - Von der Tarantaise in die Maurienne (123 km) >>
Bourg-St.Maurice -
Val-d‘Isere -
Col de l‘Iseran -
St-Michel-de-Maurienne
3 - Vom Maurienne nach Alpe d‘Huez (99 km) >>
St-Michel-de-Maurienne -
Col du Telegraphe -
Col du Galibier -
Col du Lautaret -
Le Bourg-d‘Oisans -
Alpe-d‘Huez
4 - Eine kurze Fahrt am Ruhetag (48 km) >>
Alpe-d‘Huez -
Le Bourg-d‘Oisans -
Col d‘Ornon -
Valbonnais
5 - Im Umfeld des Drac-Stausees und des Mont Aiguille (120km) >>
Valbonnais -
Col St. Sebastien -
Mens -
Col de l‘Allimas -
Pont de Brion -
Col Accarias -
Valbonnais
6 - Zurück in die Maurienne (122 km) >>
Valbonnais -
Col de la Morte -
Col du Glandon -
Col de la Croix de Fer -
St Jean de Maurienne
7 - Finale zurück nach Annecy (105 km) >>
St Jean de Maurienne -
Aiguebelle -
Col du Frêne -
Pont du Diable -
Col de Lescaux -
Annecy
Die Giganten der französischen Landstraßen: Rupp, Bebbo, Werner, Jack, Paul, Willi, Karl, Siggi, Manfred, Günthi, Hubi
Sonntag, 24. Juli
Am Col de la Forclaz
In Ugine mit seinem riesigen Edelstahlwerk ist die Einrollphase dann endgültig beendet und mit dem Col de la Forclaz beginnt ein erstes Herantasten an die kommenden Pässe.
Richtig ernst wird es dann ab Beaufort, wo die erste Phase des Passanstiegs zum Cormet de Roselend beginnt.
Cormet de Roselend - Regen, 5°C
Montag, 25. Juli
Warm einpacken am Iseran
Bei der Ankunft war es zunächst noch sonnig, nachdem wir uns oben aber ein warmes Süppchen gegönnt hatten, waren dichte Wolken aufgezogen und ein stürmischer, kalter Wind pfiff um die Ecken. Für die eigentliche Passabfahrt ins 1000 m tiefer gelegene Bonneval-sur-Arc war daher Winterausrüstung angesagt.
Die weitere Abfahrt durch das Tal der Arc wurde begleitet von wenigen Regentropfen und wenigen Gegenanstiegen, unter denen sich sogar ein Col de la Madeleine findet. Die Talenge um den Zielort St. Michel de Maurienne teilen sich TGV, Autobahn und Straße und obwohl der Ort recht verschlafen wirkt, dringt in den Morgenstunden doch erheblicher Verkehrslärm in die Hotelzimmer.
Dienstag, 26. Juli
Wenige hundert Meter nach dem Start sind wir ohne großes Vorgeplänkel bereits im Anstieg zum Col du télégraphe und der hat es bereits in sich. Mit kalten Muskeln erscheint dieser Pass, der gerade die Ouvertüre zur heutigen Etappe darstellen sollte verdammt lang und verdammt steil. Eine kurze Erholung bot die Abfahrt ins von Sommerfrischlern übervölkerte Valloire, bevor es dann Richtung Galibier richtig Ernst wurde.
Die erste Kehre und erste Rampe nach der langen Anfangsphase auf der Route du Galibier machten schon deutlich, dass hier die individuellen Grenzen ausgelotet würden.
Panorama am Col du Galibier
Immer steiler, höher, felsiger und karger zieht sich das schmale Asphaltband bis der großzügige Parkplatz auf der schmalen Passhöhe erreicht ist.
Abfahrt im Romanche Tal
Die Abfahrt bis zum Col du Lautaret ist recht schmal und weitgehend ungesichert und obwohl wir auch nicht gerade langsam abfahren, schießen trotzdem noch Einzelne halsbrecherisch an uns vorbei. Richard hat für eine reichhaltige Brotzeit gesorgt, die wir in La Grave, im Angesicht des legendären Meije-Gletschers genießen.
Weiter geht es durch mehrere, nicht immer gut beleuchtete Tunnels und breit angelegte Abfahrten, und nach einigen flachen Kilometern auf schnurgerader Straße befindet man sich unvermittelt im Anstieg nach Alpe d'Huez.
Auf dem Weg nach Alpe d'Huez begegnet man den unterschiedlichsten Radsportbegeisterten:
- denen, die in Profimanier an einem vorbeistürmen, dass man nur noch staunen kann
- denen, die bereits erschöpft nach wenigen Kehren über den Lenker gebeugt, pausieren müssen
- Lebensgefährtinnen, die im Begleit-Pkw nach jeder 3. Kehre mit der Kamera in der Hand auf den Begleiter warten,
- Profiphotographen, die an geeigneter Stelle jeden ablichten und ein Kärtchen mit dem Link zur webseite in die Hand drücken (uns aber auch gerne mit unserer eigenen Kamera abgelichtet haben).
Hier einmal hoch zu fahren, gehört ins Palmares jedes Rennradlers. Die Kehren einmal selbst erfahren und die Straße eine Woche nach dem Durchzug der Tour zu sehen hat schon was. Beeindruckend ist auch die Zielgerade, die vom Fernsehsessel aus völlig flach aussieht, in Wirklichkeit aber ganz schön ansteigt.
Entspannt in Alpe d'Huez
4. Etappe - Ruhetag (48 km, 775 Hm)
Mittwoch, 27. Juli
Ein Hochgefühl bereitet zunächst die 12 Kilometer lange Abfahrt auf der hervorragend ausgebauten Strecke, 21 Kehren zum genießen.
Fototermin auf der Abfahrt - ein Bild vom Profi
Crème brûlée, eines der Highlights
Auf der Passhöhe waren wir nicht wenig überrascht dort eine Verpflegungsstation vorzufinden, an der auch schon bald die ersten Athleten eintrafen: Teilnehmer des Triathlon Alpe d'Huez - Cyrille Neveu. Die hatten bereits 2,2 km Schwimmen bei 15 Grad, 87 km und 1700 Höhenmeter auf dem Rad hinter sich und den Anstieg nach Alpe d'Huez, sowie dort einen Halbmarathon vor sich - und dann dieses Wetter...
Wir hatten dagegen nur noch eine 20 km lange Abfahrt in strömendem Regen zur Auberge in Valbonnais vor uns, wo wir zwei Nächte sehr gut untergebracht und noch besser versorgt wurden - das kulinarische Highlight der Tour.
nach oben zur Etappenübersicht
Donnerstag, 28. Juli
Nach dem knackigen Col d'Allimas und einer typisch französischen Brotzeit (Baguette, Schinken, Salami, Käse, Rotwein) konnte eine von mehreren genialen Abfahrten genossen werden. Gerade so steil, dass die Kurven voll gefahren werden konnten - und wer abreißen ließ, war weg. Der Chef de Cuisine wartete am Abend wieder mit einem vorzüglichen Menue auf.
nach oben zur Etappenübersicht
Freitag, 29. Juli
Col de la Croix de Fer
Die Dörfer entlang der vielbefahrenen D1091 mit ihren zahlreichen aufgelassenen Geschäften, Wohnhäusern und Fabriken hinterließen einen recht trostlosen Eindruck, bevor es zum letzten sportlichen Höhepunkt der Tour ging - dem Anstieg zum Col de la Croix de Fer.
Getreu dem Motto "man muss nicht jedes Detail vorher wissen" haben wir auch diesen Pass in Angriff genommen. Schnell war klar, dass dies keine Kaffeefahrt werden würde.
Lange, steile Anstiege wurden zweimal durch Abfahrten unterbrochen, die wieder einige Höhenmeter kosteten. Es dauerte sehr lange, bis sich in weiter Ferne eine Passhöhe abzeichnete.
Ein kleiner Aufenthalt im Chalet du Col und die Strapazen sind wieder vergessen
nach oben zur Etappenübersicht
Samstag, 30. Juli
Nach der letzten Brotzeit kann der letzte Col gelassen angegangen werden
Graphiken: Hubert Oefele & Jack Schmid
Bilder: Richard Feindel & Jack Schmid
Text: Jack Schmid