Der gesamte Tourverlauf mit insgesamt 650 km und 5300 Höhenmetern
Start - Tarvisio
1 - Cividale del Friuli
2 - San Daniele
3, 4 - Valdobbiadene
5 - Grizzo
6 - Gemona
1. Etappe (81 km, 680 Hm)
Sonntag 23. September
Rennräder, Gepäck und die Teilnehmer wurden mit 2 VW – Transportern nach Tarvisio, dem Hauptort des Kanaltales und gleichzeitig der größten Gemeinde der Provinz Udine gebracht.
Hubert, Jack, Bebbo, Pietro, Werner, Dieter, Hubert, Manfred
Bei herrlichem Wetter starteten acht Radler und Begleitfahrer Toni Schur in Tarvisio um vorbei am malerischen Lago Predil über den Passo Predil nach Slowenien zu fahren. Nach einer sehr langen, genußvollen Abfahrt rollte es entlang der Soca über Kobarid wieder Italien entgegen. Eine Reminiszenz an die Tour 2006 bot das feine Speiselokal hisafranko wo Lasko und Union Pivo eine feine Pilzsuppe abrundeten.
Nach der Grenze folgte die Straße dem Natisone Tal und mit viel Zug auf den Pedalen ging es in flottem Tempo zum ersten Etappenziel Cividale del Friuli in Italien. Eine glückliche Fügung will es, dass dort "kleiner Markt" ist. In der ganzen Stadt herrscht buntes Treiben mit Flohmarkt und Ständen, die regionale Produkte anbieten. Es scheint sich halb Friaul dort eingefunden zu haben. Im Caffé Longobardo ist kein Platz mehr zu bekommen. Am Abend lernen wir erstmals Tocai Friulano und den hiesigen Cabernet kennen - wir werden ihnen treu bleiben.
2. Etappe (150 km, 300 Hm)
Montag 24. September
Die zweite Etappe führte in das hügelige Collio Weinbaugebiet, wo nach Überquerung des Isonzo, wie die Soca in Italien heißt, die Besichtigung des monumentalen Soldatenfriedhofs aus dem Ersten Weltkrieg in Redipuglia anstand. Nachhaltig beeindruckt von dem Gesehenen ging es weiter auf schier endlosen Geraden an den Lagunen entlang bis endlich Grado mit dem beschaulichen alten Hafen zur Mittagsrast erreicht wurde. Bevor der Zielort San Daniele, die Heimat des gleichnamigen vorzüglichen Schinkens, angefahren wurde, war noch Gelegenheit, die berühmte Festungsstadt Palmanova und die Villa Passariano, beides Relikte aus der Epoche der venezianischen Herrschaft, zu besichtigen. Das Ristorante Scarpan war dann der nächste kulinarische Volltreffer...
3. Etappe (123 km, 830 Hm)
Dienstag 25. September
Die dritte Etappe führte nach Querung des mächtigen Flussbettes des Tagliamento durch kupiertes, mit vielen ansehnlichen Dörfern durchsetztes Gelände, nach Valdobbiadene – ins Land des Prosecco. Dieser Landstrich ist ein Eldorado für Rennradler. Als ein Indiz kann gewertet werden, dass überholende Fahrzeuge, egal ob Pkw oder Lkw, Radler immer großzügig umfahren - selbst wenn der Gegenverkehr dadurch aufs Bankett gedrängt wird. Auch die italienische Nationalmannschaft hielt sich gerade zum Trainingsaufenthalt vor der WM in Stuttgart hier auf und zog freundlich grüßend in gruppetto an uns vorbei. Später, auf der Strada del Prosecco, rauschte ein athletischer Italiener wortlos an uns vorbei und signalisierte mit einer kurzen Geste, an ihm dran zu bleiben. Es entwickelte sich ein heißer Ritt durch die Weinorte, den keiner so schnell vergessen wird.
Als Lokomotive voraus - der Turbo Italiener
Ruhetag
Mittwoch 26. September
Der Mittwoch war als Tag zum Lockern der Beine und als Ausflugstag in die nähere Umgebung gedacht. Leider trat das ein, was die Gastgeber bereits am Vorabend angekündigt hatten – domani brutto tempo -, was soviel heißt wie – morgen gibt es Sauwetter. So blieben die Räder im Stall und das Team begab sich auf Besichtigungstour in der Umgebung (Canova Tempel, Asolo, Villa Maser), abgerundet mit einer Führung durch das bekannte Weingut „Villa Sandi“ in Valdobbiadene, das für die Produktion von Prosecco, Grappa und Wein weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt ist. Zurück aus den Katakomben wo auch noch Stollen aus dem ersten Weltkrieg, der hier "Grande Guerra" heißt, genutzt werden, hatte sich die Sonne wieder durchgesetzt.
Der Film über das Weingut, der uns im Konferenzraum präsentiert wurde, kann auch auf Youtube betrachtet werden (>>>VIDEO<<<)
4. Etappe (125 km, 1420 Hm)
Donnerstag 27. September
Am nächsten Morgen hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet, der Start wurde um eine Stunde verschoben und tatsächlich hatten wir zunächst Glück. Auf den ersten 70 km war nur wegen der nassen Straßen Vorsicht geboten, doch ab Longarone war dann doch Regenkleidung angesagt. Longarone: man konnte nur erahnen, welche Katastrophe 1963 über die dortige Bevölkerung hereinbrach, als wegen eines - von Fachleuten vorhergesehenen - Bergrutsches, sich eine gewaltige Flutwelle über den Staudamm ergoss und tausende Bewohner in den Tod riss.
Nass und klamm erreichten wir nach Überquerung des Passo San Osvaldo das Ziel Grizzo di Montereale Valcellina. Nur mit Mühe gelang es, die Kleidung wieder trocken zu bekommen, um am nächsten Tag wieder in den Regen hineinzufahren. Diese Widrigkeiten sind aber spätestens beim Abendessen nachrangig. Wenn Giuseppe stolz nach seiner ersten Deutschstunde auf die Frage nach seinem Namen mit "Ich 'eiß' Giuseppe" antwortet und zusammen mit Erica die erlesensten Spezialitäten auftischt. Mario, der Chef, läßt es sich nicht nehmen uns auch eine Grappaauswahl probieren zu lassen.
5. Etappe (103 km, 1370 Hm)
Freitag 28. September
Die Durchquerung der Karnischen Voralpen über den Passo Forcella di Monte Rest, sollte der Höhepunkt der Tour werden. Bezüglich Anforderung an die Truppe wurde er es letztendlich auch, denn bei strömendem Regen war die Abfahrt mit äußerster Vorsicht zu absolvieren. Während des Aufenthalts im "Al Privilegio" mit typischer karnischer Küche, konnte ein Teil der Kleidung - großflächig über den Kachelofen verteilt - wieder etwas abtrocknen.
Entlang des oberen Tagliamento Tales und vorbei am Cavazzo See, der bei angenehmeren Temperaturen noch zu einer Rast eingeladen hätte, wurde Gemona erreicht. Gemona ist eine der Städte, die 1976 durch ein Erdbeben dem Erdboden gleich gemacht und in den 80er Jahren wieder aufgebaut wurde.
Der Heizungskeller in der Albergo SiSi war dicht behängt mit durchnässter Radbekleidung - am nächsten Tag konnten wir wieder in trockenen Klamotten starten.
6. Etappe (64 km, 690 Hm)
Samstag 29. September
Etwas wehmütig erfolgte der Start am nächsten Morgen, war es doch bereits der letzte Tag der Tour. Trübes Wetter und Schnee in den höheren Lagen, waren Veranlassung, auf dem Weg zurück nach Tarvisio den Passo Sella Nevea zu umfahren. In dem schmalen Kanaltal, schon immer eine Nahtstelle zwischen Kärnten, Slowenien und Friaul, drängen sich mehrere Generationen der Ingenieurbaukunst im Straßen- Eisenbahn- und Wasserbau. Als sich das Tal schließlich weitet und wir ohne einen weiteren Regenguss bei Gigi im Hotel Edelhof ankommen, genießen wir ein letztes Mal einige Köstlichkeiten dieser Region - selbstverständlich darf der Tocai Friulano dabei nicht fehlen.
Text: Pieto/Jack