Das sonnenhungrige Team 2010: Paul, Hubert, Dieter, Jack, Bebbo, Karl, Siggi, Fritz, Werner
Prolog
Bereits vor der Abreise war klar, dass die Fahrt nach Longiano diesmal mit hohem Risiko verbunden sein würde. Das Wetter, der größte Risikofaktor war schon seit Wochen auch in Italien sehr schlecht, und die Prognosen für die erste Maiwoche konnten nur das Prinzip Hoffnung, aber keine durchgehend positiven Erwartungen wecken. Doch das Fernweh war da, die Vorbereitung, trotz des kalten Frühjahrs, ausreichend und nach einer überraschend reibungslosen Anfahrt ohne Stau saßen wir bereits um 14 Uhr auf der Piazza, um 15 Uhr kredenzte Donato den ersten, diesmal recht fruchtigen Sangiovese und um 16 Uhr starteten wir zur ersten Ausfahrt.
Der Montebello, zwischen Uso- und Marecchiatal gelegen blieb bisher zu Unrecht völlig unbeachtet. Ein knackiger Anstieg führt hinauf nach Trorriana und weiter zu den Aussichtsplattformen des Castello. Lohn der Mühen ist ein fantastischer Rundblick von Rimini über Cattolica, Verucchio, San Marino, Monte Carpegna und die unzähligen Colli im warmen Licht der Abendsonne. Montebello selbst haben wir uns für's nächste mal aufgehoben.
Touren
Keine Kompromisse - fahren, solange es geht, war das Motto der Stunde - die Wetterfrösche quakten schon wieder.
In die erste Tour war auch wieder Neues eingebaut. Über das feiertäglich verkehrsarme Cesena ging es über die Standardanfahrt nach San Carlo, Borello, Linaro und diesmal nicht über den Ciola sondern weiter nach Ranchio. Die Schönheit des malerisch auf einen Felsvorsprung gebauten Linaro kann man erst "von hinten" so richtig bewundern. Der erstmals befahrene Übergang von Ranchio nach Sarsina ist flüssiger zu fahren als der Ciola und öffnet nach einem Anstieg zwischen Kirschplantagen und Wäldern zu einem weiten Panorama über das Saviotal. Die breit angelegte und in recht gutem Zustand befindliche Abfahrt lässt ein flottes Tempo zu, so dass Sarsina im Talgrund bald erreicht ist.
Ein kurzes Durchatmen, Windbreaker ausziehen und schon befinden wir uns in der Auffahrt nach S. Agatha Feltria. Zunächst nicht allzu steil entlang des Rio Maggio, nimmt die Steigung dann stetig zu und bis endlich die markante Silhouette von S. Agatha zu sehen ist sehnt jeder den Einkehrschwung mit reichlich Primi herbei.
Auf der Weiterfahrt nach Novefeltria sind zunächst noch 200 Höhenmeter zu überwinden, mit Vernunft gefahren aber auch nach einem reichhaltigen und vorzüglichen Mahl kein Problem. Der weitere Weg zurück ist viel geübte Routine. Die immer kürzer werdenden Gegenanstiege, das seit vielen Jahren mit zu viel Schotter übersäte Straßenstückchen am Fuß des 18%ers (kann auch beim Rennrad zu einem Snakebite führen) und schließlich die Turbo-Schaukel von Sogliano über Borghi nach Savignano, heuer auch Bestandteil einer Giro-Etappe.
Angesichts des unsicheren Wettergeschehens wurde für die zweite Ausfahrt eine Runde im engen Umfeld von Longiano gewählt, so dass eine erzwungene Rückfahrt im Regen nicht zu lange dauern würde - doch dazu sollte es nicht kommen. Die zunächst geplante Runde erwies sich als nicht tagesfüllend, so dass wir in Ponte Uso noch über den Siepi / Grillo nach Secchiano fuhren. So schön die Auffahrt auch ist, der Straßenzustand auf der Abfahrt ist passagenweise eine arge Zumutung. Auch das seit Jahren abgerutschte Straßenstück ("frana", in diesem Frühjahr sehr häufig anzutreffen) wartet noch immer auf die Baufahrzeuge.
Einen ähnlich zwiespältigen Eindruck hinterlässt die 258er auf der von Paul geführten Speedstrecke Richtung Verucchio. Eine Woche später sollte in Erwartung des Giro d'Italia hier alles frisch aspahltiert sein! Verucchio, nur noch wenige erinnerten sich an die bisher einzige Passage im Jahr 2000, lädt ein zu Panoramablicken ins Marecchiatal und zur Adria. Torriana, das Ziel unserer Ausfahrt am Ankunftstag schien bei der klaren Luft greifbar nahe. Eine gemütliche Einkehr auf der sonnigen Piazza war uns aufgrund des heftigen Windes, der durch die Gassen fegte, nicht vergönnt, so nahmen wir noch die vielen engen Kehren hinab nach Ponte Verucchio und stärkten uns in der Trattoria Zaganti. Es folgten noch der lange nicht mehr gefahrene Anstieg von Lo Stradone nach Borghi und von Felloniche nach Roncofreddo / Cento. Der Anstieg nach Cento zählt zu den härtesten in der Provinz Forli-Cesena, gut dass es da auch eine mildere Variante gibt. Den härtesten Anstieg nehmen nur die härtesten im Team. Auf der Piazza erwartet uns dann bereits Theresa, eine Runde Moretti gehe auf Fabrizio - grazie Fabrizio! Leider war's für heuer schon der letzte Aufenthalt auf der Piazza.
Das Genuatief
Die Hoffnung starb am Dienstag früh, als es aus einem grauen Himmel unaufhörlich regnete und die Prognosen keine Besserung erwarten ließen.
Bereits am Sonntag hatten wir einen Regentag, der routiniert mit einem Einkauf bei der Ölmühle Turchi, verbunden mit einer informativen Führung, und anderen Nichtsportlichkeiten überbrückt werden konnte. Doch die Entscheidung abzureisen hatte sich beim Frühstück schnell herauskristallisiert und Donato nahm es mit Gleichmut hin.
Alles Schlechte hat auch sein Gutes: wir haben uns mit Donato darauf verständigt, künftig nicht mehr in der ersten Maiwoche zu kommen. Für ihn komme auch ein späterer Termin in Frage. Die dritte Maiwoche kann für's nächste Jahr schon mal als Grobkonzept gelten.
Text: Jack