Klein aber fein, das Team 2008: Richard, Hubert, Paul, Lilly, Bebbo, Günthi, Fritz, Jack
Wieder da ...
Als wir uns mittags bei strahlender Sonne zu einem Willkommenstrunk auf der Piazza einfinden, sind der Schneefall auf dem Brenner und der obligatorische Stau in Bologna längst vergessen. Das Gefühl, wieder zuhause zu sein verstärkt sich beim beim Genuss des auch heuer sehr fruchtig und kräftig ausgefallenen Sangiovese und von Piadina, Parmigiano und Oliven - dem Willkommensgruß von Signore Buratti.
Dass dies eine der ereignisreichsten Longiano-Wochen werden sollte, konnte da noch niemand ahnen. Dazu trug alleine schon das Wetter bei, das jeden Tag eine Ausfahrt zuließ. Es war zwar von launig wechselhaft und windig, über richtig kalt auf 1000 m bis zum Kaiserwetter alles dabei, doch von Regen blieben wir diesmal verschont. Die Erkundung neuer Strecken war vereinzelt schon abenteuerlich mit unerwartet schönen aber auch sehr anspruchsvollen Strecken. Klaglos - wenn auch manchmal mit den letzten Reserven - wurden auch alle neuen Herausforderungen gemeistert.
Steil hinauf und hoch hinaus
Es war mal an der Zeit, die ausgetretenen Pfade zu verlassen, und neue Strecken zu erkunden. Das ist insofern höchstspannend, weil das Kartenmaterial nie ganz genau Auskunft gibt ob eine Nebenstrecke durchgehend asphaltiert ist und schon gar nicht, wie steil sie ist.
Da war zunächst der Monteaguzzo, besser bekannt unter dem symbolträchtigen Namen "Cima Panta" mit dem Denkmal für den Unvergessenen. Von Oriola aus zwar schon einmal befahren, aber diesmal wählten wir die Anfahrt von Borello aus, ein kleines Sträßchen, die Einmündung leicht zu übersehen. Kaum ist die gut ausgebaute Landstraße im Savio Tal verlassen, beginnt ein langer Anstieg, dessen kräftezehrende Steigung erst gegen Ende nachlässt und zur Cima Panta hin ausläuft. Eine anspruchsvolle Herausforderung!
Die nächste Herausforderung war eine Variante nach Sant' Agata Feltria aus dem Marecchia Tal. An der Ponte Messa vor Pennabili beginnt der lange, zunächst mäßige, am Ende recht deftige Anstieg, vorwiegend in der Sonne. Das beschauliche Monte Benedetto, ein paar Häuser um eine Burgruine gruppiert, bietet prächtige Ausblicke zum Monte Carpegna und birgt ganz oben im ehemaligen Turmzimmer eine interessante Überraschung... Auf der Passhöhe lädt dann das Ristorante Antenna zu einem leckeren Imbiss mit lokalen Spezialitäten. Danach geht es dann in vielen engen, steilen Kehren hinab nach Sant' Agata Feltria.
Die steilsten Rampen aber stellten sich uns in den Weg als wir in einer Variante den Ciola (Colli Nr. 3) erklommen. Ein unscheinbares Schild wenige Kilometer vor Mercato Saraceno wies den Weg zum Monte Iottone. Der lange Anstieg in vielen steilen, nicht ausgebauten Kehren ist schon recht kräftezehrend. An einem wirklich heißen Tag dürfte das mörderisch sein. Ein Einheimischer bestätigt, dass die Weiterfahrt tatsächlich nach Ciola führt und nach einer kleinen Senke gehen die Prozentzahlen erst richtig in die Höhe. Sind die Rampen dann glücklich überstanden nehmen wir auf dem Weg zur Passhöhe erstmal wahr, dass es hier auch ein verträumtes kleines Dorf namens Ciola gibt.
Ein Genuss schließlich ist die erstmals befahrene Variante um den Monte Carpegna die über Maciano nach Pennabili und weiter zum Passo Cantoniera auf 1000 m Höhe führt. Eine an sich schon gut ausgebaute Strecke, die aufgrund des bevorstehenden Giro d'Italia eine frische Asphaltdecke erhielt, bietet immer wieder fantastische Ausblicke ins Tal und zum gegenüberliegenden Monte Benedetto.
Von Trüffeln, Meeresfrüchen und Grappa Uve
Davide im Ristorante Antenna verblüffte uns mit einer Auswahl von Crostini, die, verfeinert mit Kräutern, Kastanienmus, Kürbis, Waldpilzen und Trüffeln unsere Gaumen verwöhnten. Sowohl der Sangiovese als auch der hausgebrannte Grappa runden diese Köstlichkeiten ab.
Obligatorisch, und wie immer vorzüglich die hausgemachten Tagliatelle im Belvedere.
Donato muss erfahren haben, dass wir im Friaul zu echten Grappakennern gereift sind, wie sonst hätte er auf die Idee kommen sollen uns täglich mit Grappa Uve, bianco & nero, zu verwöhnen. Doch vor dem Hochprozentigen kamen die regionale Gaumenfreuden: Capelletti in Brodo, Risotto & Tagliatelle ai Gamberi, Coda di Rospo, Passatelli, Coniglio, Lasagne verde, Fritto Misto....
Und dann waren da noch...
Lilly, kokettes Zimmermädchen und Küchenhilfe. Durch sie konnten wir erfahren, wie das Stakkato von Absätzen zu einer höchst variantenreichen Audrucksform werden kann.
Günthi, der sich all die steilen Anstiege hochgequält hat und der feststellen konnte, dass sein langjähriger Angstgegner Barbotto dagegen fast problemlos zu meistern ist. Derart motiviert hat er sich beim letzten Anstieg nach Longiano sogar die Bergpreispunkte geholt!
Die Wildsau vor dem Passo Cantoniera, die gerade mal 5 m von uns entfernt genauso erschrocken ist wie wir und nach einem kurzen, aber markerschütternden Grunzer ins Unterholz gejagt ist. Gottlob hat sie uns nicht angenommen, wie der Jäger sagen würde, nicht auszudenken, wenn dieses Bündel pure Energie die andere Richtung gewählt hätte...
Die Woche verging wie im Flug und wer nicht dabei war, hat sehr viel versäumt. Der Abschied war herzlich und er fiel nicht leicht.
Donato erwartet uns im nächsten Jahr wieder um zu feiern: Es wird bereits unser 10. Aufenthalt in Longiano sein. Dann werden wir in azurro erscheinen - die neuen ALPINRADLER-Trikots wurden bereits geliefert und warteten zuhause darauf, ausgepackt zu werden.