Team 2009 in Ehrenformation: Hubert, Richard, Bebbo, Jack, Donato, Fritz, Werner, Günthi, Hubert, Paul
(Erwin, Dieter und Erwin mussten schon vorher abreisen)
Das Jubiläum
Longiano, der Ort in idyllischer Umgebung auf den Hügeln zwischen Rimini und Cesena, ist jetzt schon seit dem Jahr 2000 Anziehungspunkt für die Alpinradler und Ausgangspunkt für traumhafte Rennradtouren. Das Gebiet bietet auch nach 10 Jahren neben den bekannten Namen - Roncofreddo, Sogliano, Montetiffi, Perticara, Barbotto, Cima Panta, Ciola, Sorrivoli, San Leo, Borghi, Ponte Uso, ... - immer wieder Neues und viel Abwechslung. Auch die Vorfreude auf die kulinarischen Genüsse bei Donato, in St. Agatha Feltria, im Mandriano, im Belvedere und nicht zuletzt auf der Piazza lässt das Fernweh Ende April immer größer werden bis es endlich wieder in die Emilia Romagna geht. Egal wo man unterwegs ist, überall trifft man Rennradbegeisterte aus vielen Nationen. Aufenthaltsort und Ausgangspunkt für die Touren ist die bewährte Fattoria Buratti in Longiano.
Dass man sich auf so eine Rennradwoche mit Trainingskilometern vorbereitet ist zwangsläufig. Eine besondere Art der Vorbereitung und Einstimmung auf 10 Jahre Longiano hat Radlerfreund Bebbo vorgenommen. Er hat sich das Logo der Alpinradler kunstvoll in die Haare schneiden lassen. Damit war er das meist fotografierte Objekt unter den Radlern.
Das Fest
10 Jahre Alpinradler in Longiano war natürlich Grund genug für eine Jubiläumsfeier. Gastgeber Donato Buratti sorgte nicht nur für einen kulinarischen, sondern auch für einen überaus unterhaltsamen Festabend. Bis zum Eintreffen der Festgäste bereitete Donatos Mannschaft eine typisch italienische Tafel für ein Festbankett im Freien vor und nach kurzer Zeit befinden wir uns inmitten einer Festgesellschaft wie wir sie als Klischee schon so oft in Filmen gesehen haben. Und die Krönung, das findet aus Anlass unseres 10. Aufenthalts statt. Der Präsident des Radsportclubs Aquilotti aus Cervia überreichte Trikots und Kartenmaterial als Erinnerungsgeschenke. Ein weiteres Trikot, das an die Paraolympics in Peking, Sydney und Athen erinnert, erhielten die Alpinradler von Guido Neri dem langjährigen Servicemann der Paralympics Nationalmannschaft Deutschlands. Er konnte auch mit seinen Erlebnissen als mehrfacher Teilnehmer bei der Tour de France und dem Giro d’Italia begeistern. Sogar eine echte "Reliquie" wurde überreicht: eine nicht mehr erhältliche Flasche Mineralwasser mit dem Bild des hier omnipräsenten Marco Pantani - wir werden sie in Ehre halten. Schließlich tauschten Alpinradler und ihr Gastgeber noch Jubiläumsgeschenke aus - sehr repräsentativ, was Donato hier präsentierte.
Der Sport
Selbstverständlich wurde in der Jubiläumswoche nicht nur gefeiert, sondern auch viel gekurbelt. Auf insgesamt sechs Touren durch die Region vergossen alle sehr viel Schweiß. Beim täglichen Briefing erfolgte die Einstimmung auf die Tagesstrecke und die zu erwartenden Colli. Gespannt wurde am Morgen verfolgt, wie Jack die Tagestour auf der Anschlagtafel präsentierte. Niemals Gemurre, nur immer Staunen über seine hervorragenden Streckenkenntnisse. Bei der sogenannten „Kleinen Königsetappe“ ging es über Cesena – Oriola – zur Cima Panta, dem Denkmal an Marco Pantani vorbei und weiter über den 18%igen Anstieg des Barbotto, Colli Nr.4, nach San Giovanni. 87 Kilometer und 1580 Höhenmeter lautet der Eintrag in das Tagebuch. Die eigentliche „Jubiläums-Königsetappe“ endete nach 131 Kilometern und 2342 Höhenmetern. Knackig ging es über San Leo – Villagrande – nach Carpegna. Hier begann die größte Herausforderung, nämlich der 20%ige Anstieg über den Monte Carpegna der heuer erstmals in Angriff genommen wurde. Während im weiten Umkreis die Anstiege bei ca. 1000 Höhenmetern enden erreicht man hier nach knackigen Steigungen auf einem sehr schmalen, kehrenreichen Sträßchen durch Kiefernwälder eine Höhe von 1400 m. Über viele Jahre war diese Bergstraße Trainingsgebiet für Marco Pantani, so wird auch mit dem Hinweis, dies sei der Himmel des Piraten nicht gespart. Vielzitiert ist aber auch sein Ausspruch „... il carpegna mi basta“ – vom Carpegna reicht’s mir... Da der Giro d’Italia im Jahr 2008 über den Carpegna geführt wurde, war die Straße in bestem Zustand. Nach einer verdienten Rast mit Tagliatelle im Mandriano am Passo Cantoniera führte die Tour zurück über den Passo Siepi, Colli Nr. 8, – Ponte Uso – Savignano auf die Piazza von Longiano.
Diese Piazza ist der Endpunkt aller gefahrenen Touren für die Alpinradler. Hier vergisst man in gemütlicher Runde die Anstrengungen des Tages. Seit Beginn der Aufenthalte in Longiano werden die Alpinradler von Emanuele in der Bar „Al Baracchino“ freundlichst aufgenommen. Klar, dass auch im zehnten Jahr, an diesem Platz an der Sonne, in bester Stimmung, bei Piadine, Oliven, Capperi und einem Birra Spina so manches Radlerlatein gedroschen wurde.
Die letzte Tour erfolgte bei Kaiserwetter nach Sogliano – Borello – Linaro – Ciola, Colli Nr. 3 – Cesena und zurück nach Longiano. Für alle war auch im zehnten Jahr die Rennrad Trainingswoche in Longiano ein Erlebnis der besonderen Art. In Erinnerung bleiben sportliche, pannenfreie Tage in kameradschaftlicher Gesellschaft. Das Tagebuch bilanziert 530 Kilometer, 9200 Höhenmeter: Longiano wir kommen wieder.
Die Geschichten am Rande ...
sind auch mit ausschlaggebend dafür, dass wir immer wieder kommen.
Neun hungrige und durstige Radler fahren unangemeldet zu einem, abseits der Hauptverkehrsströme liegenden Restaurant. Alles sieht aus wie ausgestorben, ein Hund döst faul in der Sonne. Verunsicherung, ob wir uns wohl ein anderes Lokal suchen müssen. Die Türe ist nicht abgeschlossen und auf dem Weg Richtung Küche die erhoffte, bei jedem Besuch wiederkehrende Situation: drei Frauen stehen am Arbeitstisch, kneten Nudelteig und formen Tortellini. Selbstverständlich könnten wir was zu Essen haben, Tagilatelle seien zwar aus, aber das sei kein Problem. Zu Trinken? Wasser (gazzata), 3 Flaschen! Sangiovese? Auch drei Flaschen - erst mal! Va bene, und Monica verschwindet in der Küche.
In Windeseile werden im Freien Tische zusammengestellt, die Getränke serviert und das Essen lässt auch nicht lange auf sich warten. Als Primo verschiedene, vorzügliche hausgemachte Nudeln und danach eine ausladende Schinken und Wurstplatte, dazu Piadina, alles hausgemacht. Als die Teller und Flaschen leer sind, ein Café für Abrundung gesorgt hat, werden auch Cima Panta und Barbotto in den Beinen spürbar. Eine bleierne Müdigkeit legt sich über die Genießer. Hängematte, Hollywoodschaukel, Stühle und Bänke werden zur Regeneration genutzt - völlig ungestört, wie selbstverständlich. Währenddessen vergrößert Monica weiter den Tortellinivorrat, unterbricht nur kurz als wir wieder aufbrechen und zahlen wollen und verabschiedet uns herzlich.
Oder Gabriele in Bivio Montegelli, der uns zunächst an einen nahen Kiosk verweist um eine Kleinigkeit zu Essen, der Pizzaofen werde erst am Abend angeheizt. Er kann dann aber doch noch mit sehr großen Panini mit reichlich Schinken aufwarten. Begeistert erzählt er von seinem Aufenthalt in Deutschland im letzten Jahr. Anlass war ein Besuch der Partnergemeinde Sayda in Sachsen. Dresden habe ihm auch sehr gut gefallen. Natürlich fällt auch das Wort "Oktoberfest" als er erfährt, wir kämen aus der Nähe von München... Wir sollen doch wieder bei ihm vorbeikommen. Morgen würden wir leider abreisen, geben wir ihm zu verstehen - "na dann bis zum nächsten Jahr" sagt er wie selbstverständlich. Alora, a la prossima, Gabriele...
Text: Werner / Jack