Rennrad Tourdurch Odenwald, Spessart, Rhön und Thüringer Wald
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Tourverlauf mit Start und Ziel in Iphofen


Überblick

Werner
Werner
Günthi
Günthi
„Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah“, das wurde einem ehemaligen Rennradfahrer und späteren Politiker in den Mund gelegt. Dieses Motto galt auch für die Tour Alpin 2016. Nicht das Veneto, Friaul oder Slowenien und auch nicht die französischen Alpen sollten weiter erkundet werden, sondern die nahegelegenen, aber für die meisten weniger bekannten Mittelgebirge in Nordbayern, Hessen und Thüringen. Das erscheint auf den ersten Blick weniger anspruchsvoll als die Alpenregion, doch die Woche war gespickt mit Herausforderungen. Vielfalt war großgeschrieben was Landschaft, Kultur, Städte, Leute, mitunter auch das Wetter und nicht zuletzt Essen und Trinken anbelangt.
Unterstützt wurden die Alpinradler durch die Begleitfahrer Werner Henni und Günther Dollinger, die dafür sorgten, dass sich das Team nur auf’s Fahren konzentrieren musste, dass rechtzeitig eine Brotzeit zur Verfügung stand und wenn’s mal ungemütlich kalt oder nass wurde, dass entsprechende Kleidung griffbereit war. Ein Vorteil dieser Tour war, dass der Startort in zwei Stunden erreicht war, so dass bereits die erste Etappe lang und anspruchsvoll wurde

Die Etappen

1. Etappe: Von Iphofen nach Michelstadt (137 km, 1390 Hm)

Sonntag, 24. Juli

Graphik, Rennrad, Velo, Cyclisme, Etappe 1, Alpinradler

Tour Alpin 2016, Rennrad, Velo, Cyclisme, Alpinradler Michelstadt
Das Tourteam 2016
Michelstadt, Alpinradler
Michelstadt
Start und Ziel der Tour war Iphofen in Unterfranken, ein Ort der sich  inmitten von Weinbergen sehr herausgeputzt hat. Zunächst ging es über Marktbreit nach Ochsenfurt, überwiegend auf Radwegen, zusammen mit vielen Radtouristen. Dass es recht zäh vorangehen würde, bis wir Ochsenfurt passiert hatten, war zu erwarten. Danach aber, als wir auf der Hochebene, im fruchtbaren Ochsenfurter Gau angekommen waren, konnten bis Tauberbischofsheim ruhige Nebenstrecken gewählt werden (Tückelhausen, Allersheim, Grünsfeld). Tauberbischofsheim hat uns dann mit einem kräftigen Regenguss empfangen, Gelegenheit hier eine Mittagsrast beim Italiener einzulegen, bevor dann der anspruchsvollere zweite Teil der Etappe begann. Besondere Highlights waren die passähnliche Abfahrt von Reichhartshausen nach Amorbach und der folgende, 10 km lange Anstieg nach Vielbrunn. Ein besonderer Genuss war dann das Finale der Etappe, die mit einer 10 km langen, rasanten Abfahrt bis zum Ziel im Michelstadt endete.



2. Etappe: Von Michelstadt nach Lohr am Main (140 km, 1700 Hm)

Montag, 25. Juli

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Wildschweinbraten
Mespelbrunn
Ein sehr abwechslungsreicher Tag im Spessart stand bevor. Von Michelstadt bis Höchst am Main flach, abwechselnd idyllisch entlang dem Mümling-Radweg und auf der hektischen B45, dann mit zwei längeren Steigungen über Lützelbach nach Klingenberg am Main. Kaum hatten wir dort das Mainufer verlassen begann ein langer, knackiger Anstieg bis Streit. Die folgende, lange Abfahrt war purer Genuss, danach steigt die Straße stetig leicht an bis zum Wasserschloss Mespelbrunn, dem Drehort vom „Wirtshaus im Spessart“. Nach kurzem Sightseeing dort folgte ein langer Anstieg und in einer großen Schleife ging es wieder zurück an den Main, nach Wertheim. Das Finale dieser Etappe bestand dann aus zwei Strecken, die unterschiedlicher nicht sein können. Zunächst 15 Kilometer leicht ansteigend auf einem schmalen Sträßchen durch den Spessart, völlig ohne Verkehr, ebenso die folgende, 4 Kilometer lange Bergfahrt. Nach einer kurzen Abfahrt ist diese autofreie Idylle allerdings vorbei, es geht weiter auf der B26 und zwar 11 km meist mit Tempo 50 km/h und mehr rasant bergab nach Lohr am Main. Nach wenigen Kilometern am Main entlang hatten wir dann unseren Gasthof erreicht. Wenige Minuten nach der Ankunft setzte ein gewaltiger Gewittersturm ein, der uns aus dem Biergarten vertrieb – gut, dass es in der Schlussphase so zügig voranging!
Alpinradler in Franken. RennradUnterwegs



3. Etappe: Von Lohr am Main nach Poppenhausen (122 km, 1950 Hm)

Dienstag, 26. Juli

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Tour Alpin 2016, Rennrad, Velo, Cyclisme, Alpinradler, Schwarzenfels
Mittagsrast in Schwarzenfels
Brotzeit
Brotzeit
Noch einmal viel Spessart und ein wenig Rhön waren die Regionen des dritten Tages. Überwiegend auf Nebenstrecken und fast ohne Verkehr war das wieder ein Tag zum Genießen. Zunächst eine schöne Einrollphase am Main entlang bis Gemünden, dann nach der Mainbrücke wieder ein Stück flussabwärts bis der erste, sehr lange Anstieg des Tages begann. Beim Ausflugslokal Bayerische Schanz, zwischen Schanzkopf und Herrmannskoppe begann dann die 9 km lange Abfahrt. Bergauf, bergab, so setzte sich das den ganzen Tag über fort. Unterbrochen wurde die kurzweilige Tour durch eine ausgedehnte Mittagsbrotzeit im Schlosshof von Schwarzenfels. Gut gestärkt ging es dann auf die letzten 40 km der Etappe, auf der im Finale nochmal alle Kräfte mobilisiert werden mussten. Nach dem gestrigen Traumfinale mit einer langen, schnellen Abfahrt zum Tagesziel erwartete uns heute das genaue Gegenteil. Die Unterkunft „Zur Ebersburg“ liegt auf dem Ebersberg und das hieß 3 km Schlussanstieg mit einer durchschnittlichen Steigung von 8%. Nicht so wild, denkt man, aber ohne eine einzige Kehre und mit einer 1 km Schlussrampe mit 13% reicht’s dann für den Tag. Wie üblich sind die Strapazen aber gleich vergessen, sobald das erste Hochstift Pils auf der Aussichtsterrasse vor einem steht und die Speisenfolge für das Abendessen bekannt wird.



4. Etappe: Von Poppenhausen nach Struth-Helmersdorf (154 km, 2470 Hm)

Mittwoch, 27. Juli

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Tour Alpin 2016, Rennrad, Rhön, Wasserkuppe, Alpinradler
Blick auf die Wasserkuppe, das erste Tagesziel
Wildschweinbraten
Wildschweinbraten
Die Fahrt von der Rhön zum Thüringer Wald wurde dann zur Königsetappe. Mit nicht weniger als vier anspruchsvollen Anstiegen wurde die Rhön die größte Herausforderung der Tour. Zunächst ging es auf die Wasserkuppe, die wir aber fluchtartig verließen, da eine schwarze Wolkenwand im Anzug war, die nichts Gutes verhieß. Doch auch die Hochrhönstraße mit dem zweiten Anstieg war noch trocken.
Dessert Eis mit Erdbeeren
Dessert
Rhön ohne Kreuzberg, das geht nicht. Kurz nach Bischofsheim beginnt der knackige Anstieg hinauf, gut dass es oben auch eine Klostergaststätte gibt – die schwarze Wolke hatte sich dann hier oben entleert, so dass ein zweites Frühstück angesagt war. Nach dem Rhönpark, dem letzten Berg, haben wir in Fladungen die Rhön in Richtung Thüringen verlassen. Die ehemalige DDR-Grenze passierten wir auf einem schmalen Waldweg und auf schönen, breiten Radwegen konnten wir ohne Verkehr Meiningen zügig erreichen. Von da ab war da aber weitgehend Schluss mit ruhigen Radwegen. Unser Hotel in Struth-Helmersdorf, unweit des märchenhaften Schmalkalden verwöhnte uns mit einem der Königsetappe angemessenen Menue. Hubert und Werner vom Struther Männerchor gesellten sich dann noch zu uns und haben den Abend mit einigen Ständchen ausklingen lassen.



5. Etappe: Von Von Struth-Helmershof nach Coburg (130 km, 1900 Hm)

Donnerstag, 28. Juli

Graphik, Rennrad, Velo, Cyclisme, Etappe 5
Die Thüringer Wald-Etappe bleibt allen in besonderer Erinnerung. Nach einer kurzen Einrollphase durch ausgestorben erscheinende Straßendörfer beginnt ein erster langer Anstieg, der in Oberhof endet. Die Schanzenanlagen am Kanzlersgrund rufen gleich das erste Erstaunen hervor. Einige Skispringer trainieren auf der großen und kleinen Schanze und mit lauten Nachhall klatschen die Skier auf die Grasmatten.
Oberhof, Rostbratwurst Alpinradler
Rostbratwurst
Einen Kilometer weiter öffnet sich dann die eigentliche Ski Arena Oberhof und hier geht es richtig turbulent zu. Biathleten üben an den Schießständen und trainieren Doppelstockschub auf Rollen an steilen Asphaltrampen. Wer es winterlich haben will kann in der gigantischen Gefriertruhe auf einer kilometerlangen Schneepiste Langlauf trainieren. Alles bestaunt von Touristen – das Ticket für die Eishalle zieht man sich am Automaten. Abschließend gab es dann noch eine original Thüringer Rostbratwurst vom Bratwurststand. Abwechslungsreich ging es dann weiter durch den Thüringer Wald mit langen, steilen, schnellen Abfahrten und kräftezehrenden Anstiegen. In Lauscha im Schiefergebirge bekamen wir dann während der Brotzeit noch eine Heimatkundestunde. Der Vorsitzende des dortigen Tourismusvereins klärte uns begeistert über die Besonderheiten seiner Stadt auf. So erfuhren wir unter anderem, dass die findigen Lauschaer nicht nur die Christbaumkugeln erfunden haben, von dort kommt auch das Lametta. Der Name ist zusammengesetzt aus Lauscha Metall. Die folgende, 20 km lange Abfahrt hinaus aus dem Thüringer Wald nach Sonneberg und die Weiterfahrt Richtung Coburg waren dann ein schönes Finale der Etappe.
Tour Alpin 2016 in Leuscha, Alpinradler, Rennrad
Heimatkunde in Lauscha



6. Etappe: Von Coburg nach Iphofen (138 km, 1890 Hm)

Freitag, 29. Juli

Graphik, Rennrad, Velo, Cyclisme, Etappe 6

Steigerwald
Im Steigerwald
Durch die fränkischen Naturparke Haßberge und Steigerwald, ein Finale vom Feinsten. Das erste Ziel ist bereits nach knapp 20 km erreicht: die Stadt Seßlach mit ihrem mittelalterlich anmutenden, bezaubernden Ortskern. Die Altstadt ist noch fast vollständig mit der mittelalterlichen Mauer umgeben und diente auch als Kulisse für den Luther-Film mit Joseph Finnies und den Räuber Hotzenplotz. Weiter ging es über kleine und kleinste Sträßchen und Flurbereinigungswege, durch kleine, schmucke Orte bis zum nächsten Juwel, dem Städtchen Königsberg in Bayern.
Keiler Bier
Keiler - saugut
Auch hier ein wunderbar geschlossenes Ortsbild aus alten Fachwerkhäusern. Ein kräftiger Regenguss veranlasste uns gleich hier eine Mittagspause einzulegen, die Schlossgaststätte, mit einem weiten Blick über das Land war hier bestens geeignet. Hier war auch Gelegenheit ein letztes „Keiler“-Bier zu genießen. Nach erholsamen, langgezogenen Abfahrten wurde dann letztmals bei Eltman der Main überquert und nach der nächsten Kurve befanden wir uns unversehens in einer „Mauer“ mit 18% Steigung, ein erster Gruß vom Steigerwald. Bis zum Ziel waren dann noch einige längere Steigungen zu bewältigen, jeweils gefolgt von begeisternden Abfahrten bis wir uns dem Ziel Iphofen inmitten seiner Weinberge näherten. Für die letzten Kilometer nutzten wir dann auch die Wirtschaftswege durch die Weinberge in Erwartung der edlen Tropfen, die uns im Quartier (Weingut) zur Verfügung stehen würden.
Tour Alpin, Rennrad, Velo, Cyclisme, Alpinradler, IphofenIphofen




Grafiken: Hubert Oefele
Bilder: Jack Schmid, Werner Henni
Text: Jack Schmid